Reizdarm

Ein Reizdarm hat teilweise die gleichen Symptome wie eine Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Man klagt über Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Bauchkrämpfe. Beim Reizdarm ist die Darmaktivität erhöht und macht sich durch dies Symptome bemerkbar. Hierbei ist der Darm jedoch nicht entzündet.

 

SYMPTOME REIZDARMSYNDROM

Die Symptome des Reizdarms können verschieden Ursachen haben. Ob Magen-Darm-Infekte, Störungen in der Darmperistaltik, Darmdurchlässigkeit u.v.m. bringen den Darm durcheinander und es entstehen Bauchschmerzen bis zu Bauchkrämpfen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. In späteren Phasen dieser Reizdarm-Erkrankung können die Symptome einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn ähneln. Diese Erkrankung wird in 4 Krankheitstypen eingeteilt:

  • Typ Durchfall: entsteht durch eine zu schnelle Darmmuskeltätigkeit. Der Nahrungsmittelbrei wird sehr schnell durch den Darm geleitet, somit nicht genügend entwässert und führt dann zum Durchfall.
  • Typ Verstopfung: entsteht durch eine Darmträgheit, d.h. die Darmmuskeln sind in ihrer Bewegung zu langsam oder ungleichmäßig und der Nahrungsmittelbrei wird zu langsam oder gar nicht weiterbefördert. Es wird zu viel Wasser entzogen und somit verklumpt alles und verstopft den Darm.
  • Typ Schmerz (Darm- bzw. Bauchkrämpfe): entstehen durch eine zu starke und zu lang andauernde Muskelanspannung im Darm.
  • Typ Blähungen: Es bilden sich ständig zu viele Gase, die auch zu Bauchschmerzen und Grummeln führen.

 

URSACHEN DES REIZDARMS

Es gibt verschiedene Auslöser für diese Durchfallerkrankung:

  • Darmperistaltik ist gestört: der Darm hat eine Störung in seinem Funktionsablauf, d.h. dass z.B. die Darmperistaltik (Darmbewegung zum Weiterleiten des Darminhaltes) gestört ist. Ein eigenständiges Nervensystem regelt die Bewegungen des Darms. Hierbei werden die Darmmuskeln abwechselnd angespannt und gelöst. Durch dieses An- und Entspannen wird der Nahrungsbrei durch den Darm geleitet, Wasser und Nährstoffe entzogen und dann abtransportiert. Beim Reizdarm ist dieser Ablauf gestört und die Peristaltik ist zu schnell, zu langsam unrhythmisch oder fehlerhaft.
  • Stress: Nervosität, Angst, Arbeitsstress usw. können die Symptome eines Reizdarms verschlimmern. Eine psychische Belastung schlägt bekanntlich oft auf den Magen (vermehrte Magensaftproduktion) und somit wirkt sich das auch auf den Darm und seine Funktion aus.
  • Erhöhte Immunabwehr-Reaktion: die Darmschleimhaut produziert mehr Abwehrzellen
  • Durchlässigkeit der Darmschleimhaut: Die Darmschleimhaut ist mit Zellen verbunden. Diese Verbindungen (Haftbrücken) sind eigentlich geschlossen (wie Türen), hier liegt aber ein Fehler in der Barrierefunktion vor und die Verbindung ist durchlässig für Krankheitserreger und Fremdstoffe. Diese können dann unkontrolliert in den Bauchraum gelangen und zu Entzündungen führen.
  • Darmflora ist gestört: im Darm sind immer auch nützliche Bakterien vorhanden. Wird diese Balance z.B. durch eine Medikamententherapie gestört, wird die natürliche Darmfunktion durcheinandergebracht.
  • Magen-Darm-Infekte: hier können durch die Bakterien ein Reizdarm ausgelöst werden.
heiler.org: Reizdarm - Darmstellung Magen-Darm-Trakt
Reizdarm - Darmstellung Magen-Darm-Trakt

SYMPTOME ABKLÄREN

Diese Symptome beim Reizdarm-Syndrom sollten medizinisch abgeklärt werden, wenn Sie länger unter einem oder mehreren leiden:

  • immer wieder Blähungen, der Magen und Darm rumort und schmerzt, ständiges Aufstossen bzw. unangenehme „Darmwinde“
  • öfter Durchfall, ständiger Stuhldrang mit Stuhl der flüssig und formlos ist.
  • ständig Verstopfung (sehr harter Stuhl, evtl. nur 3 x oder weniger pro Woche Stuhlgang)
  • anhaltende oder wiederkehrende Bauchkrämpfe
  • unabhängig ob Verstopfung oder Durchfall hat man ein ständiges Völlegefühl
REIZDARM - VERLAUF

An einem Reizdarm (engl. irritable bowel syndrom – oder Colon irritable) erkranken die meisten Menschen im Alter von ca. 20-30 Jahren und Frauen sind davon mehr betroffen als Männer. Diese Erkrankung hat einen sehr unterschiedlichen Verlauf, manche Patienten haben alle Symptome wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung im Wechsel sowie Bauchschmerzen. Einige haben nur eins oder mehrere Symptome davon. Mal ist man über lange Zeit beschwerdefrei, dann hat man eine Zeit nur sehr wenig Probleme oder ständig starke Beschwerden. Sobald man jedoch weiß, wieso man diese Erkrankung hat (z.B. Nahrungsmittel, Stress usw.) und dementsprechend seine Lebensweise ändert und anpasst, bekommen die meisten Patienten diese Reizdarm-Erkrankung in den Griff und sind beschwerdefrei. Sollte man diese Erkrankung über eine lange Zeit unbehandelt lassen, kann daraus eine chronische Darmerkrankung (chronisches Reizdarm-Syndrom) entstehen.

 

DIAGNOSE: DURCHFALLERKRANKUNG

Es wird eine Ausschlussdiagnostik durchgeführt, d.h. ob folgende Diagnosen ausgeschlossen werden können:

  • entzündliche Darmerkrankung: Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gehen genauso mit Bauchkrämpfen, Durchfällen bzw. Verstopfungen einher. Blutuntersuchungen können hier Aufschluss geben.
  • gynäkologische Ursachen: Unterleibsschmerzen die z.B. von der Gebärmutter ausstrahlen, können leicht mit Darmkoliken verwechselt werden,
  • Magen-Darm-Infekt: die Bakterien lösen oft ein starkes Erbrechen und / oder Durchfall mit erhöhtem Wasserverlust aus.
  • Lebensmittelunverträglichkeit: die Nahrungsmittel werden ausgetestet um eine Nahrungsmittelallergie / Nahrungsmittelunverträglichkeit auszuschließen. Denn z.B. Laktoseintoleranz,  Zölikalie können auch zu ständigem Durchfall führen.

REIZDARM ANAMNESE

Beobachten Sie genau, in welchen Situationen und zeitlichem Abstand diese Symptome auftreten. Machen Sie sich Notizen, dass kann bei der genauen Diagnose (Anamnese) sehr hilfreich sein.

  • Welche Beschwerden haben Sie: Kolikartike Bauchschmerzen, in welchem Bereich sind die Bauchschmerzen, , Durchfall, blutiger oder unblutiger Durchfall, Verstopfung etc.
  • Zusammenhänge: Treten die Beschwerden nach einer Nahrungsmittelaufnahme auf und wenn ja nach welchen.
  • Gewicht: haben sie eine Gewichtszunahme oder haben Sie Gewicht verloren?
  • Lebensumstände: haben Sie beruflichen oder privaten Stress?
  • Krankheit: Haben Sie Fieber oder hatten Sie einen Magen-Darm-Infekt
  • Medikamente: Mussten Sie ein Medikament einnehmen und wenn ja welches.

UNTERSUCHUNGSMETHODEN

Wenn Sie diese hilfreichen Notizen gemacht haben, kann man in einem Ausschlussverfahren folgende Untersuchungen machen

  1. Blutuntersuchung: Entzündungswerte können im Labor festgestellt und somit andere chronische entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ausgeschlossen werden.
  2. Ultraschall: Darmbewegungen untersuchen, jedoch können hier gebildete Gase das Ultraschallbild unbrauchbar machen. Es können jedoch andere Erkrankungen (z.B. Lebererkrankungen, Bauchspeicheldrüse etc.) gesichtet oder ausgeschlossen werden
  3. Stuhluntersuchung: hier können Darmbakterien oder Darmpilze im Labor untersucht werden. Falls sich Darmschleimhaut ablöst, kann es hierbei auch festgestellt werden.
  4. Urinuntersuchung: dies wird auch im Labor untersucht um Infektionen und Entzündungen auszuschließen.
  5. Lebensmittelintoleranz testen: Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausschließen
  6. Gastroskopie (Magenspiegelung): hier wird untersucht, ob zu viel Magensäure produziert wird, eine Magenschleimhautentzündung o.ä. vorliegt.
  7. Koloskopie (Darmspiegelung): bei dieser Untersuchung können auch eine Biopsie (Gewebeprobe) z.B. der Darmschleimhaut entnommen werden. Es kann festgestellt werden, ob evtl. auch eine andere Darmerkrankung (Darmkrebs, Wucherungen, Colitis usw.) vorliegen könnten.
BELASTUNG DURCH DARMERKRANKUNG

Patienten mit einem Reizdarm sind im Alltag eingeschränkt. Sie leiden unter chronischem Durchfall und Bauchschmerzen. Diese Belastung und auch Angst, dass der nächste Durchfall nicht lange auf sich warten lässt, führt oftmals zu einer Stresssituation, die alles verschlimmern kann. Der Erkrankte plant oft im Voraus die Toilettengänge mit ein, wenn man wegfährt. Sie werden zu Suchenden und der Gedanke „wo ist die nächste Toilette“ ein ständiger Begleiter. Viele Betroffene entwickeln eine Depression, da sie sich für die Durchfallerkrankung schämen und nicht mehr aus dem Haus trauen. 

 

REIZDARM: THERAPIE & BEHANDLUNG

Die Ergebnisse der Untersuchung geben Ausschluss darüber, welche Therapie am Besten ist. Wenn Sie eine Lebensmittelunverträglichkeit haben, sollten Sie die Lebensmittel meiden. Als alternative Behandlungsmethode kann ein Arzt oder Heilpraktiker die Nahrungsmittelunverträglichkeit jedoch auch sehr gut (z.B. durch eine Desensibilisierung) behandeln. Es sollten säurehaltige Nahrungsmittel vermieden werden um den Magen zu schonen und die vermehrte Magensäurebildung zu verhindern. Die Schulmedizin verschreibt beim Reizdarm Medikamente, die die Gallensäure binden sollen.

  • Bei Diarrhö (Durchfall) können alternativ auch bestimmte Tees die Darmbewegung verlangsamen bzw. regulieren, damit ein guter Abtransport des Nahrungsmittelbreis funktioniert. Auch Mittel die das Entziehen des Wassers im Stuhl fördern und den Stuhl fester machen, werden hier eingesetzt. Der Flussigkeitsverlust sollte jedoch immer ausgeglichen werden. Gerade wenn Kinder Durchfall haben oder auch ältere Menschen, können diese sehr schnell austrocknen. Wenn hier nicht genug getrunken bzw. Flüssigkeit und Mineralstoffe zugeführt wird, muss hier ein Tropf angelegt werden, damit der Flüssigkeitshaushalt wieder aufgefüllt wird.
  • Bei Obstipation (Verstopfung) sollte genug Flüssigkeit zu sich genommen werden, damit der Stuhl weicher wird. Auch eine Darmspülung mit einem Klistier kann erstmal Abhilfe verschaffen. Abführmittel sollten vorsichtig und mit Absprache (Therapeut / Apotheke) angewendet werden. Es können auch Tees und Öle eingenommen werden. Anis wirkt hier auf den Darm beruhigen. Viele pflanzliche Mittel können hier unterstützend wirken.
  • Schmerzen können mit einem leichten Schmerzmittel behandelt werden. Jedoch sollte hier darauf geachtet werden, dass diese Mittel Magen- und Darmschonend sind. Wärmflaschen können auch eine lindernde Wirkung auf den Bauch haben.
  • Flatulenzen (Blähungen): hier können pflanzliche Mittel wie Pfefferminze, Kümmel, gutes Olivenöl, Fenchel oder auch Anis eine sehr gute Wirkung erzielen. Diese Mittel können auch vorbeugend eingenommen werden. Vermeiden Sie blähende Lebensmittel wie z.B. Kohl, Zwiebeln usw. Die Schulmedizin wird hier Medikamente mit einschäumender Wirkung verschreiben.

ALTERNATIVE BEHANDLUNGSMETHODEN

Eine gestörte Darmflora: Gerade nach einer medikamentösen Behandlung mit starken Mittel oder nach einem Magen-Darm-Infekt kann die Darmschleimhaut und ihre hilfreichen natürlichen Bakterien gestört sein. Ein Heilpraktiker oder Arzt wird hier einen Darmaufbau machen um die natürliche Darmflora wieder zu regenerieren und in ihrer Tätigkeit zu unterstützen.

 

Homöopathische Mittel können bei einem Reizdarmsyndrom sehr erfolgreich unterstützend wirken.

 

Autogenes Training und spezielle Entspannungsübungen sind sehr gut, um die stressige Zeit des Alltages besser in den Griff zu bekommen und dem Körper regelmäßige Auszeiten zur Regeneration zu geben.

 

Bei psychischen Beschwerden sollte eine Psychotherapie ergänzend gemacht werden, da eine Depression mit dieser Erkrankung kombiniert auftreten kann.

 

ERNÄHRUNG BEI REIZDARM

Achten Sie auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Meiden Sie blähende und säurehaltige Lebensmittel (auch Getränke). Hier muss aber auf die unterschiedliche Ernährungsweise bei Durchfall oder Verstopfung geachtet werden. Auch Lebensmittel, die schwer verdaulich sind, belasten den sensiblen Darm besonders. Ballaststoffe sind nicht für jeden Reizdarmpatienten gut. Dies sollte mit dem Therapeuten abgesprochen und ein Ernährungsplan erstellt werden. Sie können aber auf vieles selbst achten:

  • Meiden Sie Lebensmittel, die sie nicht vertragen.
  • Keine blähenden Lebensmittel wie z.B. Kohl, Zwiebeln, Hülsenfrüchte usw. • Vermeiden Sie säurehaltige Lebensmittel und Getränke
  • Viel Trinken – Tees, Wasser ohne Kohlensäure,
  • Am besten nicht rauchen
  • Vermeiden Sie Kaffee und Alkohol
  • Weißmehlprodukte und Fertiggerichte können Reaktionen auslösen
  • Regelmäßig essen
  • Lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt essen
  • Langsam essen und sich Zeit nehmen (nicht hektisch herunterschlingen)
  • Abends nicht zu viel essen.

 

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Wikipedia: Reizdarm